Unterwegs in der stuermischen Hauptstadt

29.01.2014 20:07
Dort nahmen wir Abschied von Nino, der in ein Hostel zog, waehrend wir drei Maedels in unserem Auto zurueckblieben. Weil es in Wellington naemlich leider keine kostenlosenParkplaetze gibt, und wir zusaetzlich zu den Hostelkosten, die dort uebrigen enorm hoch sind, nicht auch noch Parkbebuehren in schwindelerrenden Hoehen bezahlen wollten, haben wir fuer 10 Tage einen Parkplatz auf einem Motorhomepark gebucht. Dieser punktete mit zentraler Lage direkt Hafen und dass wir auf diese Art und Weise ziemlich sparten, kam uns auch sehr gelegen.
 
Da der Platz eigentlich ein "Motorhome"-Park war und bei uns netterweise eine Ausnahme gemacht wurde, schauten uns viele Passanten und auch Bewohner schraeg an wenn wir drei uns morgens aus unseren Schlafsaecken raekelten und aus dem kleinen Honda Civic ausstiegen. Oft waren die Blicke auch sehr bemitleidend, aber einige schienen es ganz amuesant zu finden. Im Auto zu schlafen hiess natuerlich auch nicht kochen zu koennen und keinen Kuehlschrank zu haben. Also ernaehrten wir uns taeglich von Toast mit Marmelade oder Chips - sehr naehrreich! 
 
In den ersten Tagen trafen wir uns noch mit den Jungs aus Napier, die dann aber nacheinander weiterzogen. Das Hostel von Timo und Moritz wurde dann spaeter zu unserem Luxusabstecher. Selbst als sie nicht mehr da
wohnten, setzten wir uns dort noch in die TV-Lounge und entspannten: Wir hatten ein bequemes Sofa, neue Filme und Steckdosen! Und die wurden auch sofort von uns beschlagnahmt, denn unsere einzige Moeglichkeit unsere Handys aufzuladen waren die Toilletten bei unserem Parkplatz, und nachdem man dort eine halbe Stunde ueberbrueckt hatte, konnte es ziemlich langweilig und ungemuetlich dort werden. Da war das "Downtown" schon eine bessere Wahl!
 
Als erstes auf unserer Liste fuer die 10 Tage stand das Parlament. Dort bekamen wir eine Fuehrung von einem netten Mann, der uns sofort das "Dangerous Trio" nannte, der Grund fuer diesen netten Ausruck ist uns jedoch unerklaerlich. 
Clara und ich hatten uns die Gruppe ganz genau angeschaut und ziemlich bald festgestellt, dass mal wieder nur Auslaender unter uns waren. Jedoch stellte sich dann heraus dass wir die einzigen Europaer unter Australiern und Neuseelaendern waren - peinlich! Die Tour ging schnell und wir merkten, dass die Regierung Neuseelands simpel war, viel simpler als unsere - das fand auch der Tour-Fuehrer.
 
Als naechstes ging es mit dem "Cable Car" hoch zum Botanischen Garten. Dieser ist 25ha gross und besitzt viele verschiedene Arten von Pflanzen, schoene von sich getrennte Gaerten und tolle Aublicke auf Wellington. Einige Kirchen waren auch auf der Liste, da wir in diesen Tagen ziemlich kulturell gestimmt waren. Das "Te Papa Museum" war natuerlich ein Muss.
Dort gingen wir hin sobald der erste Regen aufkam, damit wir die sonnigen Tage draussen nutzen konnten. Das Museum war in 6 Etagen aufgeteilt. So weit ich es richtig in Erinnerung habe ging es in der ersten Etage um
die Erde an sich. Wie sie entstanden ist und ueber ihre Lebewesen. Die zweite Etage drehte sich um Neuseeland und seine Entstehung. In der dritten Etage wurde die Kultur Neuseelands verdeutlicht und in der vierten Etage
wurde auf die Gruender Neuseelands eingegangen. Die beiden letzten Etagen waren Ausstellungen die fuer uns nicht in Frage kamen, da sie etwas kosteten.
Unter den Lebewesen war der "Koloss-Kalmar" der nur in diesem Museum und sonts nirgendwo amders auf der Welt komplett zu sehen ist. Ein schoener Anblick war er allerdings nicht um ehrlich zu sein. Dieses Ding hat tatsaechlich die groessten Augen die ein Lebewesen haben kann, die sind so gross wie Fussbaelle!
Das Museum an sich war ziemlich gut aufgebaut. Ueberall 
waren kleine Bildschirme wo Dinge veranschaulicht wurden und an denen man selber etwas kreieren konnte. Da hatten Kinder richtig Spass dran, aber auch Kim und ich fanden uns davor spielend wieder. Was auffiel, war, dass die Naturkatastrophen oft im Vordergrund standen. Die Erdplatten wurden dargestellt, ebenso wie ein Modell zur Veranschaulichung der Entfernung Christchurch's von Neuseeland, was mich wirklich erschreckt hat. Ich meine klar, vor Ort wird man nichts merken und es sind ja auch "nur" Millimeter in mehreren tausend Jahren aber ich koennte dort nicht wohnen mit dem Gedanken, dass ich mich von diesem kleinen Land immer weiter wegebewege und dass meine Stadt irgendwann zur Insel wird.
Tsunamis und Erdbeben sowie Vulkanausbrueche wurden besonders hervorgehoben. Sie haben das Land beinflusst und geformt, und viele die Dinge, die wir uns hier anschauen sind erst dadurch entstanden. 
Neben den Natureinfluessen und der Entstehung Neuseelands haben mich die Geschichten ueber die ersten Niederlassungen und Leben und die Kultur der ersten Siedler, den Maoris, sehr interessiert. Wenn ich an ein Muesuem ueber Deutschland denke, denke ich an die ellenlange Geschichte des Landes, natuerlich vor allem den 2. Weltkrieg und die Regierung oder so was in der Art. Natuerlich wird auch Kultur hervorgehoben werden, aber hier wurde viel mehr auf Natureinfluesse als auf Geschichte eingegangen, weil diese natuerlich auch etwas mager ist. Trotzdem: Erdbeben scheinen die Kiwis sehr zu beschaeftigen. Auch bei der Besichtigung im Parlament ging es die Haelfte des Vortrages darum, wie erdbebensicher das Gebaeude ist. Und der Aufbar ist tatsaechlichnsehr clever, sodass sich das eigentliche Haus bei einem Beben kaum bewegt, nur eine Platte, die zwischen Grund und dem Bau steht. 
 
Als naechstes Stand der Mt. Victoria bevor (an dieser Stelle mal eine kurze Anmerkung: Vielleicht ist euch aufgefallen, dass wir schon mal in Auckland auf einem Berg mit dem selben Namen waren. Wir waren ebenfalls schon auf hunderten Queen Streets, King Streets, High Streets usw. Nicht so einfallsreich die Neuseelaender.) von dem man eine tolle Aussicht auf Wellington und  den Hafen hatte. Die Fahrt nach oben, die wir in einem Bus angetreten haben, war sehr rasant. Die Strassen waren sehr kurvig und schmal, und trotzdem legte sich der Bus riskant in die Kurven, sodass wir zwischendurch oft die Luft anhalten mussten. Es war aber total niedlich, wie dann jeder Fahrgast - es waren nicht sehr viele anwesend - sich bedankte und verabschiedete, einfach sehr freundlich.
 
Der letzte Punkt auf unserer Liste war das "Weta Cave". Dorthin sind wir wieder mit dem Bus gefahren - uns kann jetzt keiner mehr vorwerfen wir wuerden immer faul mit dem Auto fahren - was ziemlich lange gedauert hat, weil es weiter ausserhalb Wellington lag. Der Weg zum Ziel von der Bushaltestelle war nicht schwer: die naechste links und schon waren wir da. Trotzdem lag es einem alten Mann, der mit uns ausgestiegen war, sehr daran, dass wir den Weg fanden, sodass er uns bis wir fast davor standen immer daraufhin wies wo wir hinmussten und uns fragte ob wir denn schon das Schild sehen koennten. Ein sehr sehr aufmerksamer und hilfsbereiter Kerl.
"Weta" ist ein Spezialeffekt- und Requisitunternehmen, welches von einem Paerchen das nach Wellington ausgewandert ist, ins Leben gerufen wurde. Zuerst waren es nur die beiden die einfach ein paar Figuren selbst gebastelt haben, und nun ist es ein riesiges Produktionsunternehmen welches schon bei den Filmen "Herr der Ringe", "Der Hobbit", "Avatar", "Chroniken von Narnia", "King Kong" usw. mitgewirkt hat. Das "Weta Cave" ist ein kleines Museum in dem einige Filmutensilien ausgestellt sind, und in dem uns ein kleiner Film ueber "Weta" gezeigt wurde. Sonst gab es noch eine Fuehrung, die wir uns aber wegen des Geldes gespart haben, und so blieb das einzige Highlight die Trolle, die vor der Hausttuer zu finden waren und fuer ein Fotoshooting bereit standen.
 
Ausser der Sehenswuerdigkeiten haben wir natuerlich auch nicht vergessen es uns gut gehen zu lassen. Wir goennten uns mal richtig etwas, und gingen im "Heaven", welches ich nur waermstens empfehlen kann, Pizza essen! Das Restaurant befand sich auf der Cuba Street, die Strasse wo alle Restaurants sind, und wo wirklich Stimmung herrscht. Die Pizza war tatsaechlich himmlisch und der Wein aus der Umgebung hat das ganze dann perfekt abgerundet. Es war sogar eine deutsche Kellnerin anwesend, die wir aber etwas merkwuerdig fanden.. Unser Abschiedsessen war dann weniger luxerioes - wir gingen zu Burger Fuel, meiner grossen Liebe. Das erste Mal waren wir mit Leon in Auckland dort. Er meinte, dass wir uns dies nicht entgehen lassen sollten weil das eine neuseelaendische Fastfoodkette ist, und obwohl es mir anfangs zu teuer war, bin ich froh dass ich es probiert habe, denn es ist sooo gut! Die Burger schmecken einfach viel frischer und gesuender und leckerer und und und!! Kim konnte ich mit meiner Begeisterung anstecken, Clara dagegen ist nicht unglaublich der Fan davon, aber vegetarische Burger werden wohl immer ueberall so lala schmecken. 
 
Um mal von allen Aktivitaeten Abstand zu nehmen, haben wir oft auch nur im "Park" gesessen - eher kleine Gruenflaechen - und sind in der Sonne eingenickt. Ein paar Mal kam auch Peter an unserem Auto vorbei, wenn wir "Die drei ???" gehoert und Karten gespielt haben. Er war ein sehr mitteilungsbeduerftiger alter Mann, der ein wenig unrein wirkte da ein leichter Geruch von ihm stoss.Jeden Tag fuhr er auf seinem Fahrrad mit einigen Tueten am Lenkrad umher und kam dann eben zufaellig bei uns vorbei. Gerade wollte ich die Tuer zu machen, da war er schon da und offenbarte unss. das er Hollaender sei und es lieben wuerde mit uns Deutsch zu reden. Sein Mix aus Englisch, Deutsch und "Hollandisch", wie er es zu sagen pflegte, war anfangs noch sehr amuesant, genauso wie seine staendige Redensweise "Natur, natuerlich, Neuseeland" oder seine merkwuerdigen Gestiken. Abe als er uns dann aber Obst und Gemuese aus seinen nicht ganz so frisch aussehendenTueten andrehen wollte, lehnten wir dankend ab. Ebenso nahmen wir sein Angebot einer Stadttour nicht ant, denn nach einer gefuehlten Stunde Gelaber seinerseits hatten wir die Nase voll. Er versprach am naechsten Tag wieder vorbeizukommen und uns  rumzufuehren, doch wir hofften instaendig ihn nicht mehr anzutreffen. Allerdings war dies nicht der Fall, doch gluecklicherweise kam der Motorhomepark-Besitzer uns zu Hilfe und entschuldigte sich fuer die merkwuerdigen Gestalten Wellingtons.Trotzdem werden wir Peter immer in guter Erinnerung behalten.
 
Wellington an sich stehen wir allerdings kritisch gegenueber. Die Stadt an sich ist sehr schoen, wenig Wolkenkratzer und uebersichtlich. Jedoch gibt es da noch den Wind. Ich finde es ist erstaunlich wie gut manche Beschreibungen aus Reisefuehrern oder von anderen Reisenden auf Staedte tatsaechlich zutreffen. Zum Beispiel sagt man ja ueber Auckland, dass dort an einem Tag alle vier Jahreszeiten aufeinandertreffen koennen. Und das ist wirklich so! Na gut, Schnee haben wir noch nicht gesehen, aber als wir dort waren war es mal total kalt, nach einer Stunde unglaublich heiss und dann wieder krass am regnen. Ueber Wellington sagt man nur "die stuermische Stadt" und das trifft 100% zu! Wir hatten mitunter echt das Gefuehl das Auto wuerde wegfliegen. Eines Morgens ist Clara aufgestanden und ihre Schuhe waren ueber den ganzen Parkplatz geflogen. Die ersten Tage war ich total krank - war bestimmt der Wind Schuld - und da war der staendig anwesende kalte Zug wenig heilend. Gluecklicherweise hatten wir auch ein paar Tage Sonne in Wellington, sodass wir die Stadt zu moegen begannen. Irgendwann kam war es dann auch an der Zeit Abschied von Kim zu nehmen. Diese fuhr am Morgen unseres Abreisetages mit der Faehre los, waehrend wir erst am Abend fuhren. So standen wir frueh auf, halfen ihr die Sachen zu tragen und winkten ihr, bis die kleine Kim nicht mehr auf dem grossen Schiff zu erkennen war. Es war sehr traurig, aber wir wussten ja, dass wir uns sicher bald wieder sehen wuerden. Und trotzdem war es merkwuerdig, dann wieder alleine zu sein, denn Zeit nur fuer uns beide hatten wir ja schon ziemlich lamge nicht mehr gehabt.
 
Diese hatten wir dann aber auch nicht lange, da wir kurz darauf meine Freunde aus Bonn Timo, Konrad und Paul tarfen, die an einem Tag von Auckland bis nach Wellington runtergefahren waren. Vor dem verabredeten Zeitpunkt hatten wir uns an die iSite gesetzt um das freie WLAN abzuzapfen, als ploetzlich zwei Moewen anfingen sich zu attackieren. Die eine blutete schon und wir waren dem Gemetzel frei ausgeliefert. Irgendwann flogen sie woanders hin, doch auch als die Jungs schon da waren, waren wir immernoch geschockt. Mit ihnen sind wir dann sehr spontan in den "Wellington Zoo" gefahren und konnten dort Kaengurus, Pinguine und den seltenen tasmanischen Teufel sehen. Ganz besonders wichtig war uns der Kiwi, der in einer dunklen Huette vorzufinden war, jedoch konnten wir nur den Schnabel erahnen, da es tatsaechlich sehr sehr dunkel war. Trotzdem war es ein gelungener letzter Tag in der Hauptstadt und als wir zwei dann Abends auf die Interislaender Faehre fuhren und uns hoch auf das Dachdeck setzten, schauten wir gluecklich auf das vom Sonnenuntergang rot beleuchtete Wellington und freuten uns auf das neue Kapitel Suedinsel.