Best plan is no plan - Welcome to Stables Lodge!

23.12.2013 08:14

In Napier angekommen kamen wir erst mal in ein Hostel an der Marine Parade, die direkt am Strand entlangläuft. Der einzige Haken an dieser Unterkunft war, dass es von Asiaten nur so wimmelte, und wir auch noch getrennt in Zimmer untergebracht wurden. Eigentlich mal eine nette Abwechslung zu den vielen Deutschen in den vergangenen Tagen. Jedoch dachten die Asiatinnen in meinem Zimmer gar nicht daran, mal auf Englisch mit mir zu reden und hoben noch nicht mal den Kopf wenn ich reinkam, sondern unterhielten sich nur ständig auf dem unverständlichen Gebrabbel. Wir waren schnell sehr unzufrieden und entschieden, nach einem anderen Hostel Ausschau zu halten, und zogen dann sehr schnell in die "Stables Lodge", die uns mit den Worten "Best plan is no plan - Welcome to Stables Lodge", welche auf einem Schild hingen, begrüßte. Wer hätte gedacht, dass dieser ehemalige Pferdestall, der dann zu einem kleinen, niedlichen und überschaubaren Hostel umgebaut worden ist, für den nächsten Monat unser neues Zuhause sein wird.

Da wir nun das Hostel hatten, fehlten uns noch zwei Dinge: Ein Auto und Arbeit. An erster Stelle stand das Auto. Denn wir hatten keine Lust mehr abhängig von Leuten zu sein, sondern wollten selber entscheiden wohin wir fahren, und wo wir Stopps einlegten. Doch wie wir befürchtet hatten, erwies es sich als gar nicht mal so einfach ein geeignetes Auto für uns zu finden, und selbst die Jungs die wir extra mitgenommen hatten, waren uns dabei kein Stück behilflich. Da kamen wir plötzlich von einem Autohändler zum Anderen. Einer machte sogar spontan für uns seinen Laden zu, nur um uns zu seinem Mechaniker zu fahren der Autos reparierte und sie dann billig weiterverkaufte. Aber anfangs war das Glück nicht auf unserer Seite und so standen wir, nachdem wir letztendlich zwei Autos bei der AA (Partner vom ADAC) haben durchchecken lassen, mit nichts da. Beide Mechaniker der AA hielten sie nämlich für nicht geeignet, da sie die langen Strecken, die wir zurück legen wollten, nicht mehr durchmachen würden. Weil wir ständig bei der AA waren, und einen vermutlich sehr verzweifelten Eindruck machten, machte Chris (einer der Mechaniker) uns auf ein Auto einer Bekannten, welche schon lange das Auto ihrer Tochter verkaufen wollte, aufmerksam. Da wir wussten, dass wir kein besseres Angebot mehr kriegen würden, und wir Chris vertrauten, schauten wir uns das Auto an und kauften es dann kurz darauf, nachdem es mit brandneuem WOF und Registration versehen worden war. So gehörte der Honda Civic dann plötzlich uns!

Eins lässt sich über die Kiwis (die Neuseeländer nennen sich tatsächlich selbst Kiwis!!) sagen: Sie sind immer hilfsbereit, nett und zuvorkommend. Man muss nur etwas hilflos auf eine Landkarte gucken, da kommt  jemand und fragt, ob er einem den Weg erklären soll. Oder man will mit Selbstauslöser ein Foto von einer Gruppe machen, da hält ein vorbeifahrendes Auto an und jemand fragt, ob er nicht das Foto machen soll. Selbst beim Joggen läuft man nur fröhlichen Gesichtern entgegen, oder wird beim Grillen am Strand einfach mal nett angesprochen. Chris hat uns übrigens auch angeboten unser Auto jederzeit kostenlos zu reparieren, hat uns seine Festnetznummer gegeben, damit wir ihn immer erreichen können, und uns kostenlos ein neues Radio eingebaut. Selbstverständlich haben wir ihm auch eine Kleinigkeit besorgt, doch unsere Dankbarkeit für so eine selbstlose Zuvorkommenheit lässt sich kaum darstellen - so etwas ist uns wirklich noch nicht oft passiert.

Nachdem wir nun also das Auto hatten, ging es jetzt darum, endlich einen Job zu finden, was sich nicht so einfach erwies. Weder unser Hostel hatte Jobs zu vermitteln, noch halfen uns Vermittlungsstellen. Die Gruppe aus dem Hostel hatte ihren "Apple Thinning Job" einfach durch das Abklappern von Plantagen ergattert, doch auch das half uns nichts, da alle Mr. Apple Plantagen schon voll besetzt waren. Letztendlich hatten wir dann aber einen Lichtblick: Ein Hostel in Hastings, welches Jobs an die Gäste vermittet, hatte noch was übrig! Jason, der Besitzer, erzählte von der Apflenplantage seines Onkels auf der wir dann nach einigen Regentagen endlich anfangen konnten! Mit dabei war ein weiterer Deutscher, Eike und Malte, sowie ein Franzose, den die beiden letzt genannten schon in Te Puke kennengelernt und zufällig wieder getroffen hatten. Jasons Onkel war so gut wie nie da, dafür aber June, eine ältere Frau, die unser Supervisor war. Später kam dann auch noch ein weiterer älterer Herr dazu, der sehr gesprächig war und viel von seinen Reisen, sowie seinen Chinesischkenntnisse erzählte. Doch unser erster Gedanke war sowieso nur: Gott sei Dank kein Inder! Denn mit denen hatten wir auf den Plantagen ja bereits nicht so gute Erfahrungen gemacht. Bei ihnen ging es mehr um Schnelligkeit als um Gründlichkeit. Die Umstände beim "Apple Thinning" waren dieses Mal nun um einiges angenehmer. Wir wurden stündlich bezahlt, was hieß, dass wir uns kein wenig stressen mussten. Zwar bekamen wir "nur" den Mindestlohn, aber wären wir pro Baum bezahlt worden, wie unsere neuen Freunde aus dem Hostel, dann hätte sich die Mühe wohl kaum gelohnt.

Kleine Beschreibung unserer Arbeit: Ähnlich wie "Bud Thinning" bei den Kiwiblüten. Man musste die beschädigten oder zu kleinen Äpfel entfernen. Waren zu viele Äpfel an einem Zweig, wurden die gepflückt, die der großen Frucht bei dem Reifprozess im Wege standen. Es waren immer zwei Leute gleichzeitig an einem Baum, die sich beim Pflücken quasi gegenüber standen. Zuerst wurde der untere Teil abgeernet, dann musste man auf die Leiter klettern und den Rest oben erledigen. Mitunter wurde es da oben dann auch ziemlich heiß, weil die Sonne enorm auf den Kopf knallte. Nach 8 Stunden war man dann ziemlich geschafft! Unser Alltag sah dann ungefähr so aus: um 6.30 Uhr aufstehen, um 7.30 Uhr losfahren und um 8.00 Uhr anfangen zu arbeiten. Nach drei Pausen dann 16.30 Uhr aufhören, bei Pack 'n Save einkaufen (unser neuer Lieblingssupermarkt), duschen, essen und geschafft ins Bett fallen. Sonntag war der einzige Tag, an dem man etwas unternehmen konnte (an Regentagen hatten wir zwar auch frei, aber dann saß man meist nur betrübt im Zimmer oder spielte Karten). Nach langen Samstagabenden, die wir in dem scheinbar einzigen Club Napiers, dem "Thirsty Whale", verbracht hatten, sind wir an den darauffolgenden Sonntagen zum Strand gefahren. Mal war es der "Waipatiki Beach" in einer versteckt gelegenen Bucht außerhalb Napiers, der schwarze Steinstrand vor unserer Haustür, oder der "Ocean Beach" nahe Hastings, der mit der größte Strand hier in Hawkes Bay ist. In der Nähe dieses Strandes befinden sich auch die "Maraetotara Falls", die quasi ein Geheimtipp sind. Der Wasserfall ist wunderschön, und wer sich nicht traut von ihnen ins Wasser zu springen (was meiner Meinung nach auch zu gefährlich ist), der kann sich von einem Seil, welches an einem Baum befestigt ist, von gut vier Meter Höhe in das Wasser schwingen lassen. Zum Sonnen ist dort aber leider kein Platz, da muss man dann weiter zum "Ocean Beach". Das Umziehen dort erwies sich allerdings als etwas ganz Schwieriges, da plötzlich eine Hochzeitgesellschaft auftauchte und es witzig fand, von uns ein paar Fotos zu machen, während wir uns an genau ihrer gewünschten Location umzgezogen haben - ein richtiger Brüller!

In Napier haben wir uns außer dem Hafen auch den "Bluff Hill" angeschaut, der ein Aussichtspunkt ist und von dem man auf die Küste Napiers blicken kann. Als der 2. Teil von dem Hobbit in die Kinos kam, konnten wir es uns ebenfalls nicht entgehen lassen, das Kino in Napier aufzusuchen und uns ihn anzuschauen. Tatsächlich hatte man bei einigen Szenen das Gefühl auch schon mal da gewesen zu sein, und alles kam einem sehr vertraut vor.

Ein paar Tage nachdem wir angefangen hatten zu arbeiten, kamen einige Chinesen dazu, wodurch unsere Arbeit beschleunigt wurde, und wir schon nach ein einhalb Wochen zwei Plantagen abgearbeitet hatten. Und das wars dann mit unserer Vorstellung bis Weihnachten zu arbeiten, denn unser Chef meinte, dass nun alle Plantagenbesitzer schnell vor Weihnachten fertig werden wollten und so hatten wir keine Chance mehr noch irgendwas neues anzufangen. Ab dann waren wir also arbeitlos, hatten aber so auch mehr Zeit sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Uns fehlte noch das "Cape Kidnappers", zu dem man nur zur Zeiten der Ebbe fahren kann, also leider nur einen kurzen Zeitrahmen hat. Wir liefen also den 2 Stunden langen Weg am Strand entlang und waren begeistert. Die Klippen und die Aussicht waren wunderschön! Anscheinend war das Meiste an den Klippen Vulkangestein, aber es waren viele verschiedene Schichten in den Felsen vorhanden, bei denen niemand so genau weiß, ob sie von der Luft oder dem Wasser kamen. Am "Cape Kidnappers" wimmelt es von den speziellen Vögeln, gennant "Gannets", von denen es dort ungefähr 8000 jährlich gibt. Gezählt werden sie anhand der Nester die übrig bleiben, wenn die Kleinen ihren ersten und einzigen weiten Flug nach Australien antreten. Nach einem Jahr kommen diese dann wieder und fliegen nie wieder zurück. So angenehm war uns die Gesellschaft dieser Vögel allerdings nicht, da sie doch einen gewissen Gestank hinterließen und großen Lärm machten. Oben angekommen hatte man einen unglaublichen Ausblick, vor allem auf die drei "Zipfel' die am Ende des Capes aus dem Wasser kamen und ein tolles Bild abgaben.

Auf dem Hinweg fuhren an uns Leute auf Quads vorbei, von denen uns einer mitnehmen wollte, bei dem wir dann aber dankend davon absahen weil wir sicher waren, dass wir auf dem Rückweg noch jemanden finden würden. Dem war dann leider aber nicht so. Unsere einzige Chance dem langen Weg zu entgehen, sahen wir nur noch in den zwei Touristenführern, die eine Gruppe auf einer Art Traktor in zwei Wagons rumkutschierten. Wir suchten uns einen aus und erfuhren dass eine Fahrt $15 kostete. Da wir zögerten schlug er uns $10 vor. Weil wir davon aber auch wenig begeistert waren, wollte er von uns Schokolade oder Bier, doch da wir damit auch nicht bieten konnten, schlug er uns vor unsere Nationalhymne singen, und wenn unser kleiner Auftritt den Gästen gefallen würde, würde er uns umsonst mitnehmen. Gesagt, getan: Die Leute applaudierten und wir bekamen eine kostelose Fahrt am Strand entlang, inklusive Touristeninfos. Wir bedankten uns am Ende und waren froh, dass die Kiwis so hilfsbereit waren, und wir uns den 2 Stunden langen Weg gespart hatten.

Letzendlich war auch die Arbeit von den Anderen vorbei und so waren wir alle arbeitlos. Der Kern der Gruppe bestand aus Kim aus Hamburg, Nino aus Essen, Maxi und Vincent aus Schweinfurt und Andi aus Passau. Später kamen dann noch Moritz und Timo aus Koburg und zwei Münchnerinnen Kathi und Sophia dazu. Sogar zwei Jungs aus Königswinter waren kurze Zeit dabei (David und Benni), die leider wieder früh gefahren sind.
Außer den Deutschen waren zwischendurch auch andere Nationalitäten im Hostel vertreten, doch sie blieben immer in der Minderheit. 4 Schwedinnen mischten die Gruppe mit ihrer Trink- und Feierlust auf, und als diese gingen schien es wirklich leer zu sein. Timo und Moritz fuhren ebenfalls kurz vor Weihnachten ab, und so verbrachte nur noch der "Kern" die Feiertage miteinander.

Und an denen ging es uns vor allem ums Essen und wir gönnten uns mal richtig was! Das hieß leckeres Barbecue! Außer Clara und Vincent, die beide Vegetarier sind (wobei es für Clara eigentlich nur ein Experiment ist), hatten sich alle viel Fleisch, Salat, leckere Soßen und noch vieles mehr geholt, und wurde mal nicht ans Geld gedacht. Gewichtelt hatten wir in der Gruppe auch. Da Clara und ich uns allerdings gegenseitig gezogen hatten, was wir auch sofort herausfanden, war die Überraschung dann etwas witzlos. Einen richtigen Weihnachtsbaum hatten wir zwar nicht, aber geschmückt war das Hostel schon und die Weihnachtsmusik die stets im Hintergrund lief wurde, hob die Adventsstimmung. Dazu trug natürlich auch unser "All Blacks"- Adventskalender bei, bei dem wir zum ersten Mal 25 Türchen öffnen konnten! Abends haben wir dann noch alle am Strand um ein Lagerfeuer herumgesessen um den Tag ausklingen zu lassen. Am nächsten Tag gab es ein großes Frühstück mit Pancakes, Bacon, Crossaints und und und...obwohl wir eigentlich alle immernoch voll vom Barbecue waren.

Nun ist Weihnachten vorbei und unsere Zeit in Napier neigt sich dem Ende zu. Obwohl es hier schön ist, freuen wir uns, nachdem wir hier einem ganzen Monat verbracht haben, woanders hinzukommen: Richtung Süden! Wir fiebern jetzt Neujahr entgegen, wo wir auf dem "LADEDA"-Festival in Martinborough, Nahe bei Wellington (Hauptstadt) sein werden. Kim, Nino und Vincent werden auch dabei sein - mal sehen was uns dort so erwartet! Bis dahin schon mal einen guten Rutsch euch allen, bis zum nächsten Jahr!