Eine fischige Angelegenheit

07.02.2014 13:00

Gerade am Nelson Lakes National Park angekommen, genauer gesagt am Lake Rotoroi, waere ich am liebsten direkt umgekehrt. Denn sobald wir aus dem Auto ausstiegen wurden wir auch schon von einer Horde "Sandflies" umzingelt. Diese nervigen Dinger sehen aus wie Fruchtfliegen, beissen einen aber ueberall hin, hinterlassen dabei sogar Bluttropfen und weichen nicht von deiner Seite, egal wie oft du sie verscheuchst. Mit diesen hunderten um mich herumschwebenden Viechern nahm meine gute Laune immer weiter ab, denn juckende Punkte hatte ich schon zuhauf auf meinem Koerper verteilt. Doch das Risiko einzugehen, nochmal einige schlaflose Naechte zu haben, zahlte sich letztendlich doch aus: Der Anblick des Sees war atemberaubend. Das Wasser war komplett klar und still, im Hintergrund tuermten sich Berge auf, die weisse Spitzen hatten. Ein schwarzer Schwan schwomm seelenruhig vor sich hin und alles war ploetzlich friedlich und und sorglos. Fast vergass ich die Sindflies, aber nur FAST! 

Wir fuhren zum naechsten See, dem Lake Rotoroa. Waehrend die Jungs gemuetlich vorfuhren, hofften wir instaendig unser Tank wuerde noch reichen und waren heilfroh, dass doch noch ein Ort mit einer Tankstelle kam, denn es kann schon mal vorkommen dass stundenlang  keine auftaucht. Vollgetankt und motiviert folgten wir den Jungs in die i-Site um zu gucken, welchen Track wir laufen wuerden. Bei dem tollen Wetter hatte ich mir vorgestellt ein wenig den See entlang zulaufen und sich zu sonnen - doch die Anderen sahen das ganz anders. Ihr Plan war es, den Mt. Robert hoch zu stapfen um von da die Aussicht zu geniessen. Ich wurde ueberstimmt, und so ging es in steilen Zick-Zack Wegen nach oben - ich war nach 5 Minuten platt. Mit einigen Pausen hatten wir es dann endlich hochgeschafft und genossen den Ausblick auf Berge, den See und die pure Schoenheit der Erde. Die Anstrengung hat sich wirklich gelohnt! Wieder unten angekommen, ging es zum DOC Campingplatz, doch nochmal Zelten wollten Clara und ich nicht mehr, also schliefen wir im Auto. Davor sassen wir fuenf noch gemuetlich in der oeffentlichen Kueche. Etwas merkwuerdig war es schon, neben einem kleinen Jungen und seiner Mutter zu sitzen die einen koestlichen Salat assen waehrend man in sein Nutellabrot biss weil nichts anderes vorhanden war. Wir waren keine besonders guten Vorbilder. 

Am naechsten Tag hiess es sich erneut bei den Jungs zu verabschieden. Sie fuhren weiter in den Westen und nahmen ENDLICH MAL WIEDER eine Dusche. Ehrlich Jungs, macht das bitte nie wieder. Wir dagegen fuhren in die komplett andere Richtung: Zum "Farewell Spit", dem laengsten Sandstreifen, oder wie man es nennen mag, Neuseelands. Er ist 26 km lang und dann nochmal 6 weitere Kilometer unter dem Wasserspiegel. Allerdings kann man nur die ersten 4 km auf eigene Faust betreten, den Rest bzw. ich schaetzte mal einen Teil des Restes, kann man nur im Rahmen einer gefuehrten Tour bewundern. Da die Strecke von dem National Park bis zu unserem Ziel ungefaehr 4 Stunden dauerte, entschieden wir uns erstmal in Takaka, dem letzten "grossen" Ort vor dem 'Spit', zu naechtigen. Unser Hostel lag in der Motupipi Street und hiess "Kiwiana". Es war ziemlich klein und suess, keine Schluessel liessen auf das Vertrauen unter den wenigen Leuten hinweisen. Ausser den dort arbeitenden Leuten schien hier niemand lange zu verweilen.  Die merkwuerdigen Jungs aus unserem Zimmer waren nur laenger da, weil ihr Auto einfach aus dem Nichts kaputt gegangen war. Die Sorgen die dann aufkamen, ob dies auch mit unserem Auto passieren koennte, schoben wir ganz schnell beiseite. Die Abstecher in den ueberraschender Weise grossen Supermarkt und zu dem quasi einzigen Fast Food Stand dort, waren die Highlights des Tages. An dem Stand schien sich das halbe Dorf zu treffen, welches nur aus Hippies zu bestehen schien. Fish and Chips wurde am Meisten verspeist, was sich auch Clara bestellte, ich blieb dann bei den Chips. 

Am naechsten Tag fuhren wir dann endlich weiter und wurden nach einer Weile von zwei Maedchen angehalten. Ueberraschenderweise waren es die beiden, die am Abend zuvor neben uns am Fast Food Laden gesessen haben und sie waren - SUPRISE: Deutsch! Sie teilten uns mit, dass wir gerne bei der Walrettungsaktion helfen koennten, sie seien Voluntaere. Von gestrandeten Walen hatten wir zwar schon gehoert, jedoch war das bereits eine Woche her und wussten wir nicht mal, dass sie immernoch in Not waren. Doch trotzdem nahm jeder an, wir waeren deshalb dort und wir wurden sofort auf eine Wiese geleitet auf der wir parken sollten. Leider kamen wir zu spaet und die Wale waren schon wieder im Wasser und zu weit weg als dass wir sie haetten sehen koennen. Es hatte sich eine grosse Menschenmenge versammelt die kilometerweit eine Schlange im Wasser gebildet hatte. Sie kamen nun alle auf uns zu, wurden von Reportern interviewt und trockneten sich ab. Wir erfuhren, dass die Wale schon seit einer Woche in der Bucht des Farewell Spit gefangen waren und so langsam mal wieder da raus mussten. Durch verschiedene Stroemungen wurden sie jedoch immer wieder an den Strand gespuelt und es sei sehr schwer dort hinaus zukommen. Dies wuerde jedes Jahr um diese Zeit passieren, wozu die Voluntaere ausgebildet werden, und worauf sich auch die Einheimischen vorbereiten. Traurig, dass wir keine Wale gesehen hatten, aber gluecklich, dass diese wenigstens wieder im Wasser waren, stiegen wir wieder ins Auto und fuhren weiter zum Spit.

Dort entschieden wir uns spontan fuer eine kurze Route, die an beiden Seiten der Halbinsel entlang lief. Sie sollte insgesamt eine Stunde gehen, doch nach einer halben Stunde auf der einen Seite ohne ein Zeichen fuer einen Weg auf die andere entschieden wir uns umzukehren. Das Meer war still und es war schoen dort am Strand entlang zu laufen, doch wir waren uns sicher, es wuerde auf der anderen Seite nicht anders aussehen. Spaeter erfuhren wir jedoch dass dem nicht so war. Tatsaechlich war die andere Seite das wesentlich Schoene an dem Ganzen, und dazu waren wir zweimal an dem Weg auf die andere Seite vorbeigelaufen und haben es nicht gecheckt - (im wahrsten Sinne des Wortes) dumm gelaufen. Allerdings gab es etwas auf unserer Seite das unsere Aufmerksamkeit erweckte. Naemlich um die 6 oder 7 tote Wale, die vermutlich von Menschen weg vom Strand an den Rand gezogen worden. Man roch schon von weitem, dass irgendwas Totes in der Naehe war, doch als ich die Pottwale dann tatsaechlich dort am verwesen sah, konnte ich es nicht glauben. Aber tatsaechlich, immer wieder schaffen es viele Wale nicht, wieder zurueck ins Wasser zu gelangen und verenden dann am Strand. Dies war sehr traurig zu beobachten. Auf dem Weg zurueck kamen uns wieder die Voluntaere mit einer Horde von Menschen entgegden, die darauf warteten ob die Tiere es nun schaffen wuerden oder nicht. Da es sich um Stunden haette handeln koennen, entschieden Clara und ich dann aber nicht zu warten sondern wieder zurueck nach Motueka zu fahren. Einen Zwischenstop legten wir allerdings bei den "Waikoropupu Springs" ein, die mit die klarsten Suesswasserquellen der Welt sind. Dort trafen wir zufaellig Sabine, die wir in Napier kennengelernt haben, sowie Julian, mit dem wir ja gearbeitetet hatten. Da hatten wir alle wohl die selbe Route.

Zurueck in Motoueka warteten wir dann erst vergeblich auf einen Anruf der Fischfabrik und wurden dann auch noch anscheinend vergessen, denn als wir vorbeifuhren wussten sie nicht was es mit uns auf sich hatte. Der Mann vom "Gatehouse" meinte wir sollten nochmal bis zum naechsten Tag warten, es sei aber nicht viel frei, vielleicht auch erst in einer Woche. Genervt kamen wir in unser Hostel "Laughing Kiwi" zurueck und goennten uns erstmal einen Whirlpoolgang um ueber alles nachzudenken. Wir entschieden noch einen Tag zu bleiben und abzuwarten bevor wir unsere Reise vortsetzten. Der Whirlpool nebenbei war gar nicht heiss und hatte kaum Bubbles, also eher ein Reinfall. Naja im Endeffekt wurden wir am naechsten Tag angerufen mit der Aussage wir sollten sofort vorbeikommen, es gaebe einen Job fuer uns. Gesagt, getan. Mit uns befanden sich dann noch drei Asiaten in dem kleinen Gatehouse und warteten auf das Interview mit Mike, einem der Maenner die dort arbeiteten. Als alle fertig waren, blieben wir mal wieder uebrig - unsere Mappen waren anscheinend unauffindbar. Sonderlich organisiert schien es dort nicht vonstatten zu gehen. Als dann irgendwan auffiel, dass sie einfach vergessen hatten uns eine Mappe zu erstellen, konnten wir auch endlich mit Mike zum Interview gehen. Dort bekamen wir Unterlagen zum Unterschreiben mit den ganzen Richtlinien und Vereinbarungen die wir lesen sollten. Waehrend Clara darueber nachdachte ob die Leute wohl ihr Piercing entdecken wuerden, weil sie es nicht rausnehmen konnte, und ich schon ueberlegte ob die Kuendigung nach unseren geplanten zwei Wochen glatt laufen wuerde, fand Mike es wohl am Wichtigsten ertsmal ueber unseren Schlafplatz zu diskutieren.

Tatsaechlich war dies ein Problem fuer uns gewesen. Das fuer uns scheinbar tolle "Laughing Kiwi" stellte sich naemlich als gar nicht so toll dar, besser gesagt die Besitzer wurden uns gen Ende sehr unsympathisch. Die ganze Zeit hatten sie uns freundlich nach uneren Plaenen gefragt und wie es denn mit der Arbeitssuche vorran gehen wuerde, doch nicht aus reiner Hoeflichkeit sondern aus eigenem Interesse. Sie wollten naemlich keine arbeitenden Leute bei sich wohnen haben, sondern nur Menschen die kommen und gehen, und so schmissen sie uns quasi einfach aus dem Hostel - so eine Frechheit!! Ganz spontan fanden wir noch zwei Naechte in der der i-Site gegenueber liegendem "Hat Trick Lodge", welche leider nicht mit freiem Wifi sondern nur mit zwei lauten Finninnen diente. Diese waren anscheinend nur am Feiern und am geniessen und ja alles schien ganz toll zu sein wenn man alleine reiste laut der einen Finnin. Wie dem auch sei, wir waren nicht unglaublich zufrieden mit dem Hostel. Als Mike uns nach dem Preis fragte den wir zahlten waren wir etwas verwirrt. Ebenso mehr, als er aufsprang als er erfuhr dass es sich um $174 die Woche handelte, wild umherlief und uns letzendlich das Angebot machte bei ihm fuer $100 zu wohnen - und das mit freiem und unlimitiertem Wifi und einem Zimmer nur fuer uns beide. Das alles schien uns etwas merkwuerdig, doch als wir uns das Haus anguckten, zoegerten wir nicht lange und sagten zu. 

Dort lebten eine Argentinierin, eine Hollaenderin und ein Franzose, bereits schon seit einem halben Jahr und waren somit zu engen Freunden geworden. Wir waren so begeistert von der Idee, dass wir nach 3 Monaten endlich unsere Backpacks komplett auspacken konnten, so laut sein konnten wie wir wollten, und im Gegenzug nicht von anderen Leuten im Zimmer geweckt wurden. Wir konnten unser Essen ueberall hinstellen, uns breit machen, Fernsehen was wir wollten, waschen wann wir wollten (und das sogar WARM!!!), Sachen im Bad aufstellen, und einfach nur mal fuer uns sein. Mike war die Zeit ueber oft weg. Wenn ich ihn so sehe, wuerde ich mal annehmen Neuseelaender seien sehr aktiv, und naturfreundlich. Ich meine, das hatte man sich auch schon vorher denken koennen. Aber ich fands trotzdem eine schoene Bestaetigung, dass er jeden Tag Fahrrad fuhr, irgendwo mit Freunden unterwegs war oder Fischen ging. Cedric, der Franzose, ist Dj und war somit auf einigen Festivals unterwegs. Mane und Eva arbeiteten auf einer Apfel Plantage und waren sonst auch oefters unterwegs. So hatten wir ein ganzes Haus ganz ploetzlich mal fuer uns alleine. 

Was den Job anging, so erfurhen wir,. dass unsere Taetigkeit die wohl angenehmste in der ganzen Fabrik war. Wir arbeiteten im "Crumbing Shed", wo wir nur mit gefrorenem Fisch hantierten. Also Gott sei Dank war nicht viel Gestank dabei! Die Einweisung ging schnell. Zuerst bekamen wir unsere Time Cards, mit denen wir uns jeden Morgen und immer nach der Arbeit ein - und ausclocken sollten. Normalerweise wurde dies ueber nach mehrfachem Heckmeck anders geregelt. Danach bekamen wir unsere Arbeitsklamotten von der Laundrystation. Jeder bekam ein Paar Gummistiefel mit Namen versehrt, einen weissen Overall, Haarnetze, Handschuhe - einmal weisse aus Baumwolle und dann noch welche aus Gummi -, eine Plastikschuerze, auch mit unserem Namen, und Plastikueberzuege fuer diejenigen, die Langaermige Oberteile anhatten, was auch zu empfehlen war, da es schon sehr kalt war. Komplett ausgestattet liefen wir dann Heather hinterher, die dort schon seit einigen Jahren arbeitete und uns die Cafeteria sowie die Toilletten zeigte.  Und dann ging es auch schon los.  Wir wuschen unsere Haende, zogen die Ueberzuege und Handschuhe sowie die Schuerze an (alles durfte nur dort benutzt werden und nirgenswo anders), stapften in ein Wasserbecken fuer die Stiefel, nahmen uns etwas Desinfetkionsmittel fuer die Handschuhe und betraten unsere neue Arbeitsstelle. Alles war sehr uebersichtlich. Was die Menschen, die mit uns arbeiteten betraf, so waren es sicher nicht mehr als 30 die in dem Raum, oder in der Halle, wenn man es so nennnen mag, arbeiteten.  Ein Asiate, den wir an dem Tag des Interviews gesehen hatten, arbeitete woanders, eine mit uns und die dritte gehoerte zwar zu unserer Abteilung, arbeitete aber manchmal wo anders, man nannte es nur "upstairs", anscheinen wurden dort die Fische fuer McDonalds verarbeitet. Sonst war noch eine weitere Deutsche namens Julia bei uns, unsere Supervisorin Mary, deren Tochter Christina, vier Maoris Kalida, Georgina und zwei andere deren Namen ich nicht mehr weiss, eine aeltere Maori die wohl viel zu viele Zigaretten geraucht hatte, eine Kiwi-Frau, die mit ihrem Mann durch Neuseeland reist und immer mal wieder arbeitet, Tui, eine Frau, die manchmal etwas neben der Spur ist, die Schwangere Rebecca, die gleichzeitig auch zu den Erste-Hilfe-Leuten in der Fabrik gehoerte, Aaron, der mit einem Anderen Mann dort in der Unterzahl war (er redete viel nur leider verstand man ihn nie) und spaeter kam noch eine Asiatin Grace, die echt anstrengend war. Sonst waren dort vielleicht noch ein paar andere deren Gesicht ich jetzt nicht mehr so vor Augen habe. Vorerst sahen wir aber nur Kalida, Christina, Mary und Aaron. Kalida fiel uns sofort etwas negativ auf, da sie, wie es wohl ueblich fuer Maoris ist, sehr laut war und irgendwie ein Aufmerksamkeitsproblem hatte. Sie entschuldigte sich irgendwann fuer ihre Singerei mit dem Grund, sonst waere es hier unertraeglich. Da hatte sie natuerlich schon ein bisschen Recht.

Jetzt zum Wesentlichen: Unsere Arbeitsflache bestand als erstes aus einem Laufband. Von dort nahmen wir die gefrorenen Fischstuecke auf und steckten sie in eine Tuete. Diese legten wir dann auf die Waage vor uns und versuchten durch umdisponieren einen Wert zwischen 1030 und 1050g zu erreichen. War dies geschehen, stellten wir die Tueten in die Mitte des Laufbandes, wo sie dann von einer anderen Person entgegen genommen wurden. Zuerst schien es noch kompliziert, da man immer aufpassen musste, dass die Tueten nicht das Laufband beruehrten, da dies die Anzeige der Waage manipulierte. Ausserdem war es oft schwer genau die Anzahl zu erreichen. Dachte man. Aber im Enddeffekt war dies nach einem Tag ein Kinderspiel. Man wusste bei welcher Kilogrammanzahl man nur noch kleinere Stuecke in die Tuete legen musste und bei welcher lieber Grosse. Man bekam ein Auge dafuer, was alles in die Tuete musste um das perfekte Gewicht zu erreichen, und manchmal musste man nicht mal korrigieren, sondern konnte es direkt von der Waage auf das Laufband stellen. Dies wurde also schnell langweilig. Nach der ersten 15 Minuten Pause erfuhren wir, dass man immer rotierte. So bekamen wir ploetzlich andere Aufgaben. Entweder man stand wieder am Laufband, oder eben an den beiden anderen Stationen. Da gab es einmal die, wo man die Tueten vom Laufband nahm und sie verschweisste. Dazu musste man nur das Ende glatt streichen, beide Enden gut festhalten und es durch ein Fusspedal zwischen den Schweisser zusammenpressen und warten bis das Licht wieder ausging. Dabei wurde auch der Stempel gesetzt, der das Haltbarkeitsdatum anzeigte. Dieser sollte immer optimal aussehen, was anfangs bei mir oft gar nicht der Fall war. Manchmal sponn die Maschiene und man musste irgendwas wegen dem Stempel verschieben, oder es kam zu viel oder zu wenig Farbe raus. Dazu war manchmal auch nicht alles verschweisst oder es war zu viel Kraft drauf gewesen sodass ein Loch entstand. Das musste dann alles korrigiert werden. Manchmal jedoch denke ich wurden falsche Stempel bzw. nicht sonderlich lesbare auch eingepackt. Man kann eben nicht auf alles achten. Wenn ich also demnaechst etwas kaufe und darauf der Stempel  schraeg oder kaum lesbar ist, werde ich Mitleid haben mit den Leuten, die es darauf machen mussten, und sicher nicht meckern, denn man kann von Hand nunmal nicht alles perfekt machen. Dazu gehoerte es sich auch darum zu kuemmern die Tueten in Pakete zu packen. Oft erledigte dies Aaron, oder irgendwer anders der gerade nichts zu tun hatte oder eben der Schweisser. Waehrend man dies tat, wuchs der Stapel der noch nicht geschlossenen Tueten, und so konnte der langweilige Job manchmal sogar stressig werden.  Bei der anderen Stelle handelte es sich um den Job, die Fische aufs Fliessband zu tun. Manchmal waren es grosse Stuecke, die dann von jemand anderen mit einer Schneidemaschiene zerkleinert worden. Sonst waren es schon vorgefertigte Stuecke die in Kartons verpackt darauf warteten aufs Band geschmissen zu werden.

Schon am ersten Tag hatte ich die Uhr im Auge. Jede der drei Pausen war ein Lichtblick. Zwei waren 15 Minuten lang, die Lunchpause dazwischen eine halbe Stunde. Dort assen wir dann unsere Brote und Moehren, worauf uns eine Koreanerin ansprach und fragte, warum Deutsche eigentlich immer Moehren essen wuerdem. Darauf wussten wir leider keine Antwort drauf. Sich mit den Leuten zu unterhalten war oft sehr amuesant. Obwohl sie oft anstrengend waren, mischten die drei 17-jaehrigen Maori Maedchen den Laden oft auf, weil sie eben sehr laut waren, Fragen oft sehr direkt stellten und nur am Lachen waren. Georgina war uns wohl am sympathischsten, die nicht aufhoeren konnte "Wooooow" zu sagen und sehr interessiert schien. Der Chef der Fabrik, lief zwischendurch mal umher, doch richtig mit ihm geredet haben wir nicht, ausser Clara die wegen ihrer Timecard Angelegenheit schon oefters mit ihm ein Plaeuschen halten konnte. Was die anderen Arbeiter anging, so kamen sie mir nicht wirklich so rueber als wuerden sie den Job lieben, was auch unvorstellbar ist um ehrlich zu sein. Aaron sagte er koennte nichts anderes finden, und da er drei Kinder hatte, braeuchte er das Geld und ihm wuerde nicht anderes uebrig bleiben. Mary war schon seit 27 Jahren dort und meinte woanders wuerde sie in diesem Alter wohl nicht mehr genommen werden. Gut, dass sie aber ihre Tochter dahin schleppt, damit diese wohl die selbe traurige Karriere antretet. Die juengeren Maedels waren sich jedoch sicher nicht lange dort zu bleiben, auch wenn der Chef davon noch nichts wusste. Georginas Plaene waren z.B. die Welt zu umreisen, und Kalida sprach von einem Jurastudium in Australien. Bloed nur, wenn man fuer sowas nicht die Schule beendet hat...

Nun hatten wir den ersten richtigen Kontakt mit Maoris, natuerlich jungen und damit weniger traditionellen. Aber deutlich war, dass sie einigen Traditionen nachgingen. Sie gingen zu Maorischen Kulturfesten und waren fest entschlossen die traditionellen maorischen Tattoos sich spaeter mal machen zu lassen, die das individuelle Leben der Person darstellen, Familie, Freunde und Lebensgang mit eingeschlossen. Sie schienen allerdings nicht mal unbedingt fliessend maorisch zu sprechen, bei Kalida harperte es oft. Nun wissen wir aber wenigstens, dass die Maoris das "R" etwas rollen. Wir hatten somit vieles bereits falsch ausgesprochen. Dass "W" und "H", also "Wh" wie "F" ausgesprochen wird, hatten wir aber schon vorher gewusst. Naja und wie gesagt, sie sind laut und haben ein freudiges Gemuet, was wirklich amuesant sein kann. Trotzdem fiel selbst von ihnen ein Satz wie: "Du bist doch Maori, wenn dann musst du das Auto klauen", oder so etwas in der Art, was wohl darauf schliessen laesst, dass Maori wirklich nicht einen unbedingt positiven Ruf bei den Kiwis haben. Aber ich schaetze das kommt auch auf die Gegenden an. 

Wir schleppten uns also jeden Tag erneut zur Arbeit die um 7 Uhr morgens begann und um 16.30 Uhr endete. Wir fanden es zwar nicht besonders schlimm, da wir wussten, dass die Nachtschichten in der Muschelfabrik total hart und eine Abzocke sein sollten, und wir es somit echt gut getroffen hatten, aber es wurde einfach sehr schnell langweilig und eintoenig. Da war ein langes Wochenende durch einen Feiertag, den Waitangi Day, genau das richtige um mal entspannen zu koennen. Wir hatten uns tatsaechlich lange nicht mehr auf ein Wochenende freuen koennen, weil es sich entweder nicht von unter der Woche unterschied, oder wir sowieso arbeiteten mussten. Als das lange Wochenende, also Freitag bis Montag vor der Tuer stand, hatten wir ploetzlich keine Ahnung wo wir anfangen sollten mit der Planung. Urspruenglich wollten wir mit Cedric auf eines der vielen Festivals in der Gegend gehen, bei denen er auflegte, doch er riet uns davon ab und somit entschieden wir uns fuer den Strand am Samstag, den "Kaiteriteri Beach" in Kaiteriteri. Dieser Strand war seit langem Mal wieder ein Strand der tatsaechlich voll von Menschen war. Wir hatten stets die fast komplett leeren Straende genossen, die wir so gut fuer uns alleine hatten und waren ganz geschockt als der Parkplatz komplett voll war und wir nach einen freien Platz Aussicht halten mussten. Richtig empfehlen koennen wir den also nicht. Am Sonntag bekamen wir kurzfristig den Tipp zum "Whakariki Beach" zu fahren, der westlich vom Farewell Spit gelegen ist. Also fuhren wir dort hin, nachdem wir etwas ueber den Sonntagsmarkt in Motueka geschlendert waren und ein, zwei Einkaeufe taetigten. Der Markt war voll von Menschen, und trotzdem trafen wir Maedels aus Te Puke und einen Typ aus Napier wieder. Ueberall wo man hinlief traf man Menschen die man bereits kannte, es ist verrueckt! Selbstverstaendlich hat jeder irgendwie die selbe Route, doch es ist trotzdem stets eine Ueberraschung.

Was uns aber besonders nervt sind langsam die Deutschen. Ja es klingt komisch, aber es ist so. Ich schaetze es liegt an dem neuen Schulsystem, die Abiturienten wissen einfach nicht wohin mit sich! Jeder einzelne Mensch in Neuseeland hat sicher schon einen Deutschen getroffen, und auf die Antwort man sei Deutsch, wenn jemand fragt wo man herkommt, kommt stets: "Oh, why did i even ask! Everyone is from Germany." Langsam will man gar nicht mehr zugeben dass man Deutsch ist. Wenn es nur in Neuseeland so waere, dann waere es ja alles halb so wild. Doch in Australien stecken auch nur Deutsche! Meine Freundin Charlotte ist in Israel, und selbst da wimmelt es von uns, sowie in Suedafrika, welches ich von einer anderen Freundin gehoert habe! Man wundert sich, ob ueberhaupt noch Deutsche in Deutschland sind. Mitunter stehen hier sogar schon Sachen auf Deutsch. Manchmal wird man noch nicht mal mehr auf Englisch sondern auf Deutsch gegruesst. Ihr seht, es ist echt brenzlig hier drueben. Wenn ihr euer Englisch verbessern wollt, geht also nicht nach Neuseeland, oder Australien. Eher nach Asien oder Kanada, obwohl ich wette dass, die Laender als naechstes dran sind.

Naja zurueck zum Strand. Dort musste man erst mal ueber eine Kilometerlange Schotterstrasse fahren, was bei uns immer Jahrzehnte dauert, da wir dann hoechstens 20km/h fahren koennen. Irgendwann kamen wir dann an und genossen es, mit gerade mal 20 Leuten an einem riesen Strand zu sein, mit riesiegen Felsen, kleinen Hoehlen und dem endlosen Meer vor der Nase. Dieser Ort war wirklich traumhaft! Am naechsten Tag ging es fuer einen Kurztrip nach Nelson. Dort sammelten wir Benni und seinen Kumpel Marius ein, mit denen wir zur "Pelorous Brigde" fuhren. Sie selbst war nicht so spektakulaer, dafuer aber der Fluss an dem wieder nur wenige Leute waren, der ganz klar war und erfrischend.

Nach dem langen schoenen Wochenede, welches wir sogar bezahlt bekamen (leider nur den Montag, aber trotzdem super!) ging es dann leider wieder zurueck zur Arbeit. Aber wir hatten uns vorgenommen bald zu kuendigen, was wir auch Mike mitteilten. Dieser war etwas traurig, schliesslich waren wir keine schlechte Wahl gewesen, wir waren nicht laut, waren ordentlich und sauber und liessen nie irgendwelche Leute bei uns pennen, so wie das die anderen taten. Ausserdem hatte er schon geplant seinen Geburtstag, der am selben Tag wie Claras war mit ihr zu feiern, aber daraus wurde dann leider nichts. Das Kuendigen dann ging ziemlich schnell. Mike hatte bereits dem Chef Bescheid gesagt, der uns die Formulare brachte die wir einfach nur unterzeichnen mussten. Da Clara irgendwann eine Schwellung am Arm bekam, die dann mit einem Verband versehrt wurde, hatten wir zwar eine Ausrede (Clara trug den Verband obwohl es nicht mehr wehtat immer noch) aber die haetten wir sowieso nicht gebraucht, da der Chef uns sofort verstand und meinte wir sollten die Weiterreise geniessen. Mary fragte uns noch nach einen Eintrag in ihrem Buch, wo sie immer die "interessanten" Leute, wie sie es nannte reinschreiben liess, naemlich alle, die eine andere Nationalitaet besassen. Und nachdem wir dann unsere Schule und Overalls, sowie die Timecards abgegeben hatten, konnten wir guten Gewissens unsere Sachen packen und dem Haus, Mike, Cedric, Mane, Eva und Motueka Auf Wiedersehen sagen. Im Enddeffekt kann ich nur sagen, dass ich die Zeit in Motueka sehr genossen habe. Clara und ich haben Einblicke in eine komplett andere Arbeitswelt bekommen, und auf das Leben der Menschen hier, wir waren sozusagen mittendrin. Wir haben mit einem Kiwi gewohnt, und mit Kiws gearbeitet. Weiterhin haben wir mal eine ganz andere Art von Backpackern getroffen. Schliesslich war der eine 29 Jahre alt und immernoch nur am Reisen, ohne ein Ziel, was planlos aber auch aufregend erscheint. Die anderen beiden standen auch mitten im Leben und genossen die Zeit in vollen Zuegen, entdeckten sich und die Welt um sich herum, und sammelten Eindruecke. Ihre Zukunft war zwar einigermassen sicher, doch mitunter in weiter Ferne. Sie liessen sich Zeit und gingen alles ruhig ohne Stress an, was ich auch irgendwie bewundernswert fand. Doch unsere Reise ist ja auch noch nicht zu Ende, wer weiss wen wir noch alles treffen und was wir noch erleben werden.